Die folgende Abbildung zeigt vier Pflanzen, sämtlich Kreuzungen, bei denen ein Trichocereus die Mutter, die in der letzten Nummer
der Zeitschrift abgebildete Echinopsis grandiflora der Vater ist.

Von links nach rechts stellen die vier Pflanzen dar:


'Beobachtungen an Trichocereus-Echinopsis-Kreuzungen', wurde im Dezember 1953 in der 'KuaS' veröffentlicht.
Wiedergabe des Artikels mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der KuaS.

Foto: Robert Gräser
Von links nach rechts stellen die vier Pflanzen dar:

Abb.2 ´Noris´
1. Trichocereus candicans x Echinopsis grandiflora,
Dieser Bastard hat den gleichen zuerst kugeligen, später breit säulenförmigen Wuchs und die zuerst helle, glänzendgrüne, später dunkler werdende Körperfarbe
wie Trichocereus candicans. Die Rippenzahl bei Trichocereus candicans schwankt um 10; in diesem Fall hat die Mutterpflanze 12, der
Bastard 11 Rippen. Die für Trichocereus candicans
charakteristischen fast 1 cm breiten, mit flockigem Wollfilz bekleideten Areolen sind bei dem Bastard besonders kräftig entwickelt. Während aber bei der
Mutterpflanze aus den Areolen bis 18, zum Teil bis 7 cm lange, gelbliche, spitze Stacheln entspringen, besitzt der Bastard die kurzen, dicken, kegelförmigen
Stacheln von Echinopsis grandiflora.
Diese Gräser Hybride kann an die zwei Meter hoch werden und sollte in keiner Sammlung als Blickfang fehlen.
Gut gepflegte Exemplare sind ausgesprochene Schaupflanzen mit aktraktiven Habitus und schönen Blüten, die heute in vielen
Kakteensammlungen unter dem Namen
´Noris´ bekannt und verbreitet sind.
2. Trichocereus spachianus x Echinopsis grandiflora.
Auch hier gleicht der Bastard in Wuchs und Farbe der Mutterpflanze. Die Rippenzahl, bei Trichocereus spachianus 10-13, beträgt bei der
Mutterpflanze 12, beim Bastard 11.
An Stelle der bis 10 mm langen, spitzen, bernsteinfarbigen Stacheln des Trichocereus spachianus sind kurze, dunkle kegelförmige Stacheln getreten; sie
sind in diesem Falle allerdings am Grund bedeutend schwächer als die der Echinopsis grandiflora.
3. Trichocereus pachanoi x Echinopsis grandiflora.
Wieder gleicht der Bastard in Körperform und Farbe der Mutterpflanze. Die Rippenzahl beträgt bei Mutterpflanze und Bastard 6. Während der blühende
Trichocereus pachanoi an den Areoien 1-2 dunkle, spitze Stacheln von 10-15 mm Länge trägt, zeigt der Bastard die dunkle, kurze, kegelförmige
Bestachelung von Echinopsis grandiflora.

Abb.3 ´Theleflora´
4. Trichocereus thelegonus x Echinopsis grandiflora
Wie bei der Mutterpflanze sind die Rippen des dunkelgrünen, säulenförmigen Körpers durch Querfurchen gegliedert. Rippenzahl bei Mutterpflanze und Bastard 12.
Die Areolen von Trichocereus thelegonus tragen zumeist 10, bis 25 mm Länge erreichende, braune, stechende Stacheln. An ihre Stelle sind auch bei diesem
Bastard die kurzen, dunklen, kegelförmigen Stacheln von Echinopsis grandiflora getreten. Dieser Bastard ist auf der letzten Seite der vorigen
Nummer der Zeitschrift abgebildet. Die Abbildung läßt gut erkennen, daß die Pflanze Merkmale von Trichocereus thelegonus und von
Echinopsis grandiflora bzw. einer Echinopsis eyriesii-Form vereint.
Diese Gräser Kreuzung markiert einen Meilenstein in der Vielfalt der von R. Gräser gezogenen Trichocereus Hybriden. Keine seiner anderen Hybriden bringt derart
ausgefallene und exotische Blüten hervor. Die Blüten dieser Hybride sind vorrangig ein Ergebnis des Einkreuzen der Gräserschen Echinopsis eyriesii var.
grandiflora bei der es sich um einen ganz besonders attraktiv blühenden Klon gehandelt hat. Zudem sind die Blüten in den Sepalen oft noch
gewellt.
Eine leicht-, früh- und reich blühendende Hybride die unter dem Namen ´Theleflora´ heute weit verbreitet und sehr zu empfehlen ist.
Eine leicht-, früh- und reich blühendende Hybride die unter dem Namen ´Theleflora´ heute weit verbreitet und sehr zu empfehlen ist.
Im großen und ganzen läßt sich von den abgebildeten Bastarden sagen: In Bezug auf Körperform, Farbe und Rippenzahl dominieren die
Trichocereus Merkmale; in Bezug auf die Bestachelung dominieren die Echinopsis grandiflora - Merkmale. Wie in solchen
Fällen meist, wird man bei genauem Zusehen doch auch bei den dominierenden Merkmalen kleine Unterschiede zwischen den Elternpflanzen und dem Bastard
herausfinden können. Die Beobachtungen stimmen überein mit solchen, die ich bei Kreuzung von Echinopsis grandiflora mit langstachligen
Echinopsisarten machte; auch da erhielt ich regelmäßig Bastarde mit den kurzen, kegelförmigen Stacheln von Echinopsis grandiflora.
Zwei der Bastarde haben schon geblüht. Die Blüte der Trichocereus candicans Hybride (Anm. ´Noris´) erinnert in der Form sehr an Trichocereus candicans; sie ist kräftiger, gedrungener, die Blütenrohre dicker als bei Echinopsis grandiflora. Die Farbe der Blüte dagegen nähert sich sehr dem Rosa einer Echinopsis grandiflora - Blüte.
Die in der letzten Nummer der Zeitschrift mit Knospen abgebildete Trichocereus thelegonus - Hybride (Anm. ´Theleflora´) hat unterdessen auch geblüht. Die erste Blüte brachte es auf eine Länge von 25 cm, die bei den folgenden blieben, wie das in solchen Fällen meist der Fall ist, etwas kleiner und erreichten nur noch Längen von 22 und 20 cm. Die inneren Blütenblätter waren verhältnismäßig breit, die äußeren, schmaleren Blätter waren elegant zurückgeschlagen. In der Farbe unterschied sich die Blüte nur wenig von der einer reinen Echinopsis grandiflora.
Berger, der in seinem Buch "Kakteen" mit einem Sonderlob für die Blüten einzelner Kakteenarten recht sparsam ist, bezeichnet die Blüten von Trichocereus candicans, T. spachianus und T. thelegonus als „sehr schön", die von Echinopsis grandiflora als "herrlich". Es waren also auch bei den Bastarden reizvolle Blüten zu erwarten. Diese Blüten zu sehen, war der Hauptgrund, warum die Keuzungen gemacht wurden,
Zwei der Bastarde haben schon geblüht. Die Blüte der Trichocereus candicans Hybride (Anm. ´Noris´) erinnert in der Form sehr an Trichocereus candicans; sie ist kräftiger, gedrungener, die Blütenrohre dicker als bei Echinopsis grandiflora. Die Farbe der Blüte dagegen nähert sich sehr dem Rosa einer Echinopsis grandiflora - Blüte.
Die in der letzten Nummer der Zeitschrift mit Knospen abgebildete Trichocereus thelegonus - Hybride (Anm. ´Theleflora´) hat unterdessen auch geblüht. Die erste Blüte brachte es auf eine Länge von 25 cm, die bei den folgenden blieben, wie das in solchen Fällen meist der Fall ist, etwas kleiner und erreichten nur noch Längen von 22 und 20 cm. Die inneren Blütenblätter waren verhältnismäßig breit, die äußeren, schmaleren Blätter waren elegant zurückgeschlagen. In der Farbe unterschied sich die Blüte nur wenig von der einer reinen Echinopsis grandiflora.
Berger, der in seinem Buch "Kakteen" mit einem Sonderlob für die Blüten einzelner Kakteenarten recht sparsam ist, bezeichnet die Blüten von Trichocereus candicans, T. spachianus und T. thelegonus als „sehr schön", die von Echinopsis grandiflora als "herrlich". Es waren also auch bei den Bastarden reizvolle Blüten zu erwarten. Diese Blüten zu sehen, war der Hauptgrund, warum die Keuzungen gemacht wurden,
doch auch die übrigen Beobachtungen werden vielleicht den einen oder andern Kakteenfreund
interessieren.


Abb.4 Foto R. Gräsers Echinopsis grandiflora
Bei dem Versuch, die Kreuzung Trichocereus pachanoi x Echinopsis grandiflora zu erzielen, machte ich noch eine besondere Beobachtung:
Bei der Bestäubung hatte ich die Trichocereus Blüten stets reichlich mit Blütenstaub von Echinopsis grandiflora belegt, ausgenommen die Blüte des Trichocereus pachanoi. Es war nämlich zu der Zeit; als Echinopsis grandiflora und gleichzeitig auch eine Lobivia grandiflora blühte, nur eine Blüte des Trichocereus pachanoi offen; ich wollte aber bei dieser Gelegenheit gleichzeitig einen Bastard Trichocereus thelegonus x Echinopsis grandiflora und einen Bastard Trichocereus thelegonus x Lobivia grandiflora erhalten. Ich ging nun von folgender Überlegung aus: Belegte ich die Narbe möglichst reich mit Pollen der zwei Arten, so war zu erwarten, daß die Pollen, die der Mutterpflanze am meisten zusagten, bei ihrem Wachstum durch das Griffelgewebe am wenigsten Widerstand fanden, die Eizellen am ersten erreichten und alle befruchteten, also allein das Rennen machten. Dann hätte ich nur einen Bastard erhalten. Diese Chance räumte ich besonders der Lobivia grandiflora ein. Wenn sie heute auch noch unter diesem Namen geht, so besteht doch kein Zweifel mehr, daß es sich bei dieser Art um keine Lobivia, sondern um einen tagblühenden Trichocereus handelt; und ich würde mich nicht wundern, wenn sie sogar eines Tages als Art ganz verschwinden und nur noch als eine gedrungen wachsende, kürzer bestachelte Form von Trichocereus huascha oder T. andalgensis betrachtet würde. Bei der Bestäubung ging ich nun so vor, daß ich mit einem feinen Pinsel nur wenige Pollenkörner von Echinopsis grandiflora auf der einen Seite der Narbe und wenige Pollenkörner von Lobivia grandiflora auf den entgegengesetzten Narbenstrahlen der Trichocereus
Bei der Bestäubung hatte ich die Trichocereus Blüten stets reichlich mit Blütenstaub von Echinopsis grandiflora belegt, ausgenommen die Blüte des Trichocereus pachanoi. Es war nämlich zu der Zeit; als Echinopsis grandiflora und gleichzeitig auch eine Lobivia grandiflora blühte, nur eine Blüte des Trichocereus pachanoi offen; ich wollte aber bei dieser Gelegenheit gleichzeitig einen Bastard Trichocereus thelegonus x Echinopsis grandiflora und einen Bastard Trichocereus thelegonus x Lobivia grandiflora erhalten. Ich ging nun von folgender Überlegung aus: Belegte ich die Narbe möglichst reich mit Pollen der zwei Arten, so war zu erwarten, daß die Pollen, die der Mutterpflanze am meisten zusagten, bei ihrem Wachstum durch das Griffelgewebe am wenigsten Widerstand fanden, die Eizellen am ersten erreichten und alle befruchteten, also allein das Rennen machten. Dann hätte ich nur einen Bastard erhalten. Diese Chance räumte ich besonders der Lobivia grandiflora ein. Wenn sie heute auch noch unter diesem Namen geht, so besteht doch kein Zweifel mehr, daß es sich bei dieser Art um keine Lobivia, sondern um einen tagblühenden Trichocereus handelt; und ich würde mich nicht wundern, wenn sie sogar eines Tages als Art ganz verschwinden und nur noch als eine gedrungen wachsende, kürzer bestachelte Form von Trichocereus huascha oder T. andalgensis betrachtet würde. Bei der Bestäubung ging ich nun so vor, daß ich mit einem feinen Pinsel nur wenige Pollenkörner von Echinopsis grandiflora auf der einen Seite der Narbe und wenige Pollenkörner von Lobivia grandiflora auf den entgegengesetzten Narbenstrahlen der Trichocereus
pachanoi Blüte abstreifte. Von keiner Pollenart waren es so viele,
daß sie die zahlreichen Samenanlagen im Fruchtknoten der Trichocereusblüte hätten alle befruchten können; auch die langsamer wachsenden Pollenschläuche mußten noch
Samenanlagen vorfinden, die der Befruchtung harrten.
Die Überlegung scheint richtig gewesen zu sein. Ich erhielt eine Frucht, die nur wenige, insgesamt 11 wohl ausgebildete schwarze Samen enthielt, während die übrigen
Samenanlagen klein, bräunlich, unentwickelt geblieben waren. Die Samen keimten, und nach einiger Zeit ließen sich zwei Arten von Bastarden unterscheiden. Vier Sämlinge
waren gesund, dunkelgrün; es waren, wie an den Stacheln unzweifelhaft zu erkennen war, gelungene Kreuzungen mit Echinopsis grandiflora. Die übrigen
Sämlinge waren mehr
oder weniger chlorotisch. Teilweise waren sie gelblich und blaßgrün, bei drei Sämlingen wechselten gesunde grüne und rein gelbe Gewebeteile. Diese panaschierten Pflanzen
wurden durch Pfropfen auf Opuntien zunächst zu kräftigem Wachstum gebracht. Bei einer Pflanze verlor sich, nachdem sie etwa 10 cm gewachsen war, die Panaschierung von
selbst und die Pflanze trieb in gesunder grüner Farbe weiter. Bei den beiden anderen Pfropfungen gelang es, nach Entfernung des Scheitels aus Areolen, die von gesunden
grünen Gewebepartien umgeben waren, auch gesunde Sprossen zu erhalten. Farbe und Bestachelung lassen kaum einen Zweifel, daß es sich um gelungene Kreuzungen
Trichocereus spachianus x Lob. grandiflora handelt. In der Körperfarbe und Bestachelung haben sie viel Ähnlichkeit mit Kreuzungen von
Trichocereus candicans und von Trichocereus spachianus mit Lobivia grandiflora.
'Beobachtungen an Trichocereus-Echinopsis-Kreuzungen', wurde im Dezember 1953 in der 'KuaS' veröffentlicht.
Wiedergabe des Artikels mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der KuaS.
