Die folgende Artikel und Ausschnitte von Knebel Artikeln sind wenig bekannte Veröffentlichungen von Curt Knebel. Leider hat Curt Knebel nur sehr wenig zu seinen ´Gefüllten´ Phyllokaktus Hybriden veröffentlicht. Dazu sind die Beschreibungen der einzelnen Klone sehr dürftig und die Bezeichnungen wurden nachträglich noch verändert und umgestellt. Dies beruht zum großen Teil auf Wirren durch den zweiten Weltkrieg. Wegen der Aktualität der Knebelschen ´Gefüllten´ Phyllokakteen, siehe hierzu auch den Artikel von E. Meier -Knebels Gefüllte eine Spurensuche-, habe ich die mir bekannten Knebel Veröffentlichungen zu diesem Thema hier zusammen gefasst. Sollte irgendeinem Leser weitere Artikel zu diesem Thema bekannt sein, so wäre ich für einen Hinweis dankbar.
Curt Knebel
´Gefüllte Phyllokakteenblüten´, von C. Knebel, erschienen Kakteenkunde, Heft 4, 1934
Gefüllte Phyllokakteenblüten
Von Curt Knebel
Bei den Phylloblüten dürfte wohl bisher die Umbildung zu gefüllten Blumen noch nirgends eingetreten sein. Ich nehme daher, bis ich durch gegenteilige Nachricht belehrt werde, an, daß die gefüllte Phylloblüte bei mir zum ersten Male sich gebildet hat. Vor Jahren entstanden aus einer Aussaat, die von der vor etwa 20 Jahren einmal bei mir aus Samen erzogenen Hybride Nr. 43 (rot, orange, violett gefärbt, großblumig) stammte, aber sonst das übliche normale Phyllowachstum hatte, außerdem mit Schuppenareolen versehen, unter anderen Sämlingen auch 3 Pflanzen, die sich durch ganz schmale Zweige, aber dicke Polsterareolen auszeichneten. Als dann die ersten Blümchen erschienen - kleine Gebilde, aber total gefüllt -, sah ich wohl, daß hier die Natur etwas Neues erschaffen hatte, und tröstete mich auch mit den unscheinbaren Blüten. Eine erstmalige Umwandlung nicht nur im Wachstum der Zweige, sondern auch der Blumen konnte noch nichts Vollkommenes darstellen. Ich war mit dem Anfang, eine neue Rasse zu bekommen, zufrieden, hoffend, daß mit der Zeit die Variationen schon besser werden würden. Phylloaussaaten brauchen mehr Jahre, bis man wieder Erfolge sieht, als andere Stauden oder Sommerblumen, z. B. Dahlien, wo man schon im nächsten Jahre den Erfolg sehen kann. Um so mehr war ich überrascht, als die selben Pflanzen im Frühjahr 1933 wieder blühten, aber diesmal schon größere Blumen zum Blühen brachten. Die weiß gefüllte Hybride Nr. 94 und die rosakarminfarbene Blüte der Hybride Nr. 95 erblühten in einer ganz abweichenden Form. Ich hoffe, daß die einzige Frucht, die bis Frühjahr 1934 ausreifte, wieder neue Formen bringen wird. Was wird darin schlummern? Vielleicht kann ich in 10 Jahren weiter berichten. Vielleicht!
Auszug aus dem Knebel Artikel, ´Über die Enstehung neuer Arten´ Monatsschrift der Deutschen Kakteen-Gesellschaft IV(1): 30-31,
Ãœber die Entstehung neuer Arten
Von C. Knebel, Erlau.
Auch bei den Phyllokakteen vollzieht sich jetzt eine Änderung in der Blumenform, nur daß da die Natur eine Umbildung selbst vornimmt, - die also durch die
Kreuzung nicht erzwungen werden kann. Haben die Phyllos durch Einkreuzen von den verschiedensten Cereen von Echinopsis bereits die verschiedenartigsten Blumen in
Bezug auf Form, Farbe und Größe erhalten, - so ,vollzog sich bei mir in einem früheren Sämling vom Jahre 1907, welcher 1926 zu Befruchtungszwecken benutzt wurde,
insofern eine Änderung, daß die Sämlinge dieser Mutterpflanze die verschiedenartigsten Blütenformen hervorbrachten. Nicht nur, daß· Pflanzen mit Blüten dabei waren, -
die die Zahl der Blumenblätter verdoppelten -, es waren auch solche dabei, die ihre Staubgefäße in Blumenblätter verändert hatten, - sonach richtige gefüllte Blumen
hervorbrachten.
Auch verschiedene Farben - weiß und hellkarmin - sind bereits vertreten. Daß die Blumen noch nicht allzu groß sind - ist logisch, - denn es ist ja
erst das Anfangsstadium der gefüllten Blumen. Ob gefüllte Blumen für nächste Zeit in
größerer Form zu erwarten sind - ist fraglich und ungewiß, da die gefüllten Blumen bisher trotz sorgfältigster Befruchtung keinen Samen ansetzten. Der einzige Gewinn
besteht lediglich darin, daß die Natur die Möglichkeit der gefüllten Blumen - also die Umbildung von Staubgefäßen zu Blumenblättern - geschaffen hat. Da das
Heranziehen von neuen Phyllosorten aber eine langjährige, platz- und zeitraubende Angelegenheit ist - der Züchter aber auch dem Älterwerden unterworfen ist -, so
können wieder Jahre vergehen, bevor wieder in dieser Richtung Erfolge erzielt werden.
Auszug aus C. Knebels Buch, Phyllokakteen, Seite 50.
Nr, 92 Heureka. Gefüllt blühender Phyllokaktus. Die Staubfäden sind weitgehend in Blumenblätter umgewandelt. Noch ist die Blüte erst mittelgroß.
Ihre Farbe ist lila mit lachsfarbenem Einschlag. Die Farbtöne variieren etwas nach dem Standort der Pflanzen. Meines Wissens handelt es sich bei 92 und 93
um die ersten bekannt gewordenen gefüllt blühenden Phyllos. Sie können von künftigen Züchtergenerationen zum Ausgang für Züchtungen gefüllt blühender Phyllos
mit noch größeren Blüten und vielen anderen Farben dienen.
Die Knospen sind nicht langgestreckt, wie sonst üblich, sondem kürzer und gedrungener.
Nr.93 Phyllocactus Flore pleno Aus der gleichen Aussaat wie 92 hervorgegangener, gefüllt blühender Phyllo, der sich von 92 nur durch etwas dunklere
Farben der Blüte unterscheidet. Er ist, wie 92, schmalblättrig.
Der Artikel 'Gefüllte Phyllokakteenblüten', wurde 1934 im Heft 4 der Kakteenkunde veröffentlicht.
Der Artikel 'Über die Entstehung neuer Arten', wurde in der -Monatsschrift der Deutschen Kakteen-Gesellschaft- IV(1)30-31 veröffentlicht.