Irgendwann in den frühen 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bestäubte Wressey Cocke aus Redondo Beach nahe Los Angeles den Phyllokaktus (Epikaktus) ´Ruby Snowflake´ mit dem Pollen der Hybride 'Tassel'. Diese Kreuzung ging in die Geschichte der Phyllo-Züchterei ein, denn niemals zuvor oder danach sind aus einer einzigen Folgegeneration so viele herausragend schöne wie auch anderweitig auffallende Pflanzen hervorgegangen wie aus dieser. Zum besseren Verständnis seines züchterischen Schaffens ist es wohl ganz angebracht, ein paar interessante Daten aus dem Leben des Mannes zu erfahren, der in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den führenden Epikaktus-Züchtern gehörte.
Wressey Cocke in seinem Lattenhaus
Wressey Cocke war in jüngeren Jahren Mitarbeiter des „berühmt-berüchtigten“ Unternehmers, Filmproduzenten, Flugzeugbauers, Rekordpiloten, Milliardärs und Exzentrikers Howard Hughes. Er war u.a. an der Konstruktion und am Bau des legendären, 8-motorigen Flugbootes “Hercules“ (meist bekannter als “Spruce Goose“) beteiligt, dem größten, jemals gebauten Flugzeug (erheblich größer als z.B. ein Jumbo-Jet), das Hughes in den 40er Jahren ohne direkten Regierungsauftrag und somit in überwiegend eigener Regie unter hohem Kostenaufwand für militärische Zwecke bauen ließ. Als „Nachtmensch“ pflegte er selbst bis in die frühen Morgenstunden an der Konstruktion mitzuarbeiten und seine führenden Angestellten, darunter auch Cocke, hatten sich seinem Tagesrhythmus anzupassen. Genau so „verrückt“ mutet es sich aus heutiger Sicht an, dass sie jederzeit und innerhalb kürzester Frist - und sei es nur für ein kurzes Gespräch - wenn gewünscht persönlich bei ihm erscheinen mussten, einerlei, wo in der Welt sie sich gerade aufhielten.
Abb. 1 Ruby Snowflake
Vielleicht haben diese Zeiten den späteren Züchter Cocke mit geprägt und ihn dazu gebracht, Epikaktus-Zucht mehr als andere nach eigenen Ideen und Vorstellungen zu betreiben. So hatte er schon früh von sich reden gemacht, als er entgegen dem damaligen Trend, immer großblumigere Sorten zu erzielen, einen ganz anderen Weg beschritt, indem er gern botanische Arten, wie beispielsweise die „klassischen“ Disokakteen, D. biformis, D. eichlamii, D. macranthus, D. nelsonii oder D. quezaltecus mit in seine Arbeit einbezog. Damit griff er eine alte, aber fast schon in Vergessenheit geratene Idee wieder auf, eine neue Rasse mit zwar kleinen, dafür aber massenhaft und mehrmals im Jahr erscheinenden Blüten zu schaffen, die dann in den 80er und beginnenden 90er Jahren als sog. „Miniatur-Hybriden“ weit über die Grenzen Kaliforniens hinaus populär wurden. (vgl. Meier 1990). Auch etliche der im ausgehenden letzten Jahrhundert noch als exklusiv geltenden, gelb blühenden Formen, darunter die herrliche und so treffend benannte Sorte 'Olympic Gold', sind untrennbar mit seinem Namen verbunden (vgl. Meier 1994).
Er starb hochbetagt im Jahre 1993 als einer der ganz Großen in unserem Hobby. Cockes vielseitigen Aktivitäten hatten zur Folge, dass er zahlreiche Aussaaten vornehmen musste, die er der Übersicht halber der Reihe nach mit Nummern versah, über die er sorgfältig Buch führte (siehe auch Fußnote). Seine ´Ruby Snowflake´ x ´Tassel´ -Kreuzung war zufällig seine fünfzigste und ist jenseits des Atlantik immer noch so sehr in aller Munde, dass “Wressey´s Fiftieth“ (gemeint ist „cross“, deutsch „Kreuzung“) dort geradewegs zu einem festen Begriff wurde und als Paradebeispiel für Erfolg und Anerkennung auf dem Gebiet der Phyllokakteenzucht gelten kann. Dabei sagte er mir einmal anlässlich eines Besuches, dass er sich stets gewundert habe, dass nicht schon andere viel früher auf die nahe liegende Idee gekommen wären, die herausragenden Eigenschaften dieser beiden Pflanzen miteinander zu kombinieren oder gar zu verbessern, was ihm dann auf Anhieb ja auch gelungen ist. Darüber soll hier berichtet werden.
Abb. 2 'Tassel'
Beide Ausgangssorten waren schon seit einiger Zeit bekannt und insbesondere wegen ihrer schönen, vielpetaligen Blüten allseits beliebt und demzufolge häufiger in Sammlungen zu sehen. Ihre genetische Abstammung liegt jedoch im Dunkeln.
'Ruby Snowflake' (Abb. 1) entstand vermutlich irgendwann nach 1945 bei einem Liebhaber namens John W. Lee und wurde später von der Firma Cactus Pete, Los Angeles, bei der Epiphyllum Society of America (ESA) zur Registrierung angemeldet. Die Pflanze ist auch ohne Blüten an ihren langen, relativ schmalen Trieben zu erkennen, die frühzeitig einen eher ungünstigen, da breit angelegten, überhängenden Wuchs einnehmen, sofern man es nicht vorzieht, sie platzsparend an langen Stäben aufzubinden. Die Blüten können von Saison zu Saison weniger in ihrer Farbe als in ihrer Ausgestaltung ganz erheblich voneinander abweichen. In „guten“ Jahren besteht der atemberaubend schöne Flor aus an die neunzig eher schmalen, rubinroten, karmin gerandeten Petalen, die von außen nach innen an Länge abnehmen und auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit Kaktusdahlien-Blüten erkennen lassen.
Dabei sind die innersten, sehr kurzen Perianthsegmente dann zum Teil durch Umwandlung eines Teils der Staubblätter entstanden, so dass man hier im Prinzip von echten gefüllten Blumen wie bei Rosen, Chrysanthemen, Nelken oder Dahlien sprechen kann. Solche Blüten hat es bei Phyllos erstmalig und viel früher schon einmal bei den Knebel-Sorten 'Heureka', ´Flore Pleno´ und - mit Abstrichen - bei seiner ´Königin´ gegeben, die einst in Erlau/Sachsen neben diversen anderen aus einer bestimmten Aussaat aufliefen, heutzutage aber vermutlich nirgendwo mehr existieren. Es ist auf Grund mancher Anzeichen und Hinweise nicht völlig auszuschließen, dass ein genetischer Zusammenhang besteht zwischen diesen, durch Mutation entstandenen Pflanzen und der Entstehung von ´Ruby Snowflake´, wofür es aber zugegebenermaßen keine eindeutigen Beweise gibt (vgl. Meier 2008).
In den nicht gerade selten auftretenden „schlechten“ Jahren bringt die Pflanze dann plötzlich und für viele enttäuschend ganz normale Blumen mit der bei Phyllos üblichen Anzahl von Blütenblättern, die
lediglich durch ihre Größe und ihre kräftige rubinrote Färbung eine gewisse Konstanz erkennen lassen, ansonsten aber nicht besonders auffällig sind. Diese starke Wandlungsfähigkeit der Blüten, die bei Mutanten ein nicht selten zu beobachtendes Phänomen darstellt, hat sich später bei einigen ihrer Hybriden weitervererbt, so auch bei etlichen Sämlingen aus der „50er Serie“, wenn auch individuell sehr unterschiedlich hinsichtlich der Ausprägung und Häufigkeit dieser Erscheinung.
Auch der Ursprung von ´Tassel´ (Abb. 2), des anderen, väterlichen Partners besagter Kreuzung, ist bislang ungeklärt. Bekannt ist nur, dass diese Sorte vor längerer Zeit bei einem gewissen Edward Stephans entstanden ist, der sie auch bei der ESA registrieren ließ, ohne weitere Angaben über ihre Entstehung oder Herkunft zu machen, was damals im Gegensatz zu heute aber auch nicht üblich war. Man hat daraufhin angenommen, es handele sich bei ihr um einen „Sport“ (Sprossmutation) der altbekannten Hybride ´Padre´, doch hierfür gibt es ebenfalls keine Belege, so dass man von dieser Theorie heute „vorsichtshalber“ wieder abgerückt ist. (vgl. ESA-Directory 1989 u.1996). So ganz unberechtigt scheint die „Sport-Theorie“ aber meiner Meinung nach nicht zu sein, denn auch dieser Kultivar bringt für gewöhnlich außerordentlich attraktive, pinkfarbene Blüten mit bis zu 60 und mehr, z.T gefiederten Petalen, die sich in vier übereinander liegenden Reihen anordnen und den Flor dadurch wie gefüllt erscheinen lassen. Phyllo-Blumen mit solch außerhalb der „Norm“ liegenden Eigenschaften wie bei den beiden hier besprochenen Sorten entstehen kurzfristig kaum durch Züchtung herkömmlicher Art, sondern sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nur durch spontan auftretende Mutationen zu erklären, die jedoch sehr selten sind. Hierzu passt des Weiteren, dass ´Tassel´ ebenfalls nicht völlig frei ist von saisonal wechselnden floralen Veränderungen, wobei diese jedoch deutlich seltener und unspektakulärer auftreten als beim Kreuzungspartner. Als zusätzliche Bonusse wären hier noch der herrlicher Blütenduft sowie gute Wüchsigkeit ergänzend anzuführen.
Abb. 3 'Royal Heir'
Schon seit langem wurden beide Ausgangssorten wegen ihrer herausragenden Blüteneigenschaften separat für Kreuzungen mit diversen anderen Epis herangezogen, wobei sich aber nur bei den ´Ruby Snowflake´ -Hybriden gelegentliche Erfolge in Richtung Steigerung der Blütenblattzahl ergaben. Bei ´Tassel´-Kreuzungen war dies so gut wie nie der Fall. Das lässt den Schluss zu, dass dieses spezielle Merkmal nur von ersterer Pflanze weitervererbt wird, wenngleich lediglich rezessiv. Erst die eigentlich „logische“ Allianz mit einer anderen vielpetaligen Phyllo-Sorte, von denen sich die hier erwähnte als beste Wahl anbot, brachte den ersehnten Durchbruch. Was man im Zusammenhang mit diesem Vorgang vorweg noch erwähnen muss, ist die verhältnismäßig große Anzahl von Sämlingen, die aufgezogen wurden. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden allein 53, mit Namen versehene Sorten aus dieser Aussaat bei der ESA angemeldet, von denen mir die meisten aus früherer, mehrjähriger Kultur
bekannt sind. Gelegentlich kommen noch heute einzelne „Nachzügler“ hinzu, da die Gesamtzahl an Nachkommen noch viel größer war (siehe auch Fußnote). Die Erklärung hierfür ist, dass Cocke`s Garten hinter seinem Haus in Redondo Beach zu klein war, um eine größere Sammlung aufbauen und beherbergen zu können. Entsprechend beengt ging es in seinem für kalifornische Verhältnisse eher kleinen Lattenhaus zu, und für groß angelegte Aussaaten fehlte es ihm damit schlichtweg an Raum. So war er stets gezwungen, einen großen Teil seiner Sämlinge aus seinen insgesamt über 200 (!!) durchgeführten Kreuzungen an befreundete, mit ihm in mehr oder weniger engem Kontakt stehende Interessenten oder Gärtnereien abzugeben und bei ihnen aufziehen zu lassen. Er stellte dabei nur die Bedingung, dass sein Name als Züchter erhalten blieb, worauf insbesondere beim Registrierungsverfahren seiner Hybriden durch diesen Personenkreis stets geachtet wurde.
Abb. 4 'Gypsy Lullaby'
Dieses auch bei seinen „Fünfzigern“ angewendete Verfahren hat den Vorteil, dass man insgesamt einen viel besseren Überblick über die entstandene Vielfalt und Variationsbreite eines bestimmten Hybridenschwarms gewinnen kann. Durch die gesteigerte Anzahl der Aufzuchten erhöhen sich zudem die Chancen, unter ihnen gerade auch solche Individuen vorzufinden, die mit womöglich außergewöhnlichen Eigenschaften versehen unter „normalen“ Aussaatbedingungen vielleicht den räumlichen Beschränkungen zum Opfer gefallen und damit unwiderruflich verloren gegangen wären. Auf der andern Seite wird eine kritische, aber stets notwendige Selektion unter den Sämlingen angesichts des involvierten erweiterten Personenkreises in der Praxis erschwert und damit nur bedingt stattfinden können. Dies hatte hier beispielsweise zur Folge, dass ein paar einander allzu ähnliche Kultivare, die an verschiedenen Orten aufgewachsen waren, mit individuellen Namen versehen überflüssigerweise in den Umlauf gelangten, was ein eher ärgerlicher Vorgang ist, da er ungewollt Verwechselungen und damit leider auch unnötige Namensverwirrungen provoziert. Bei anderen Klonen hat es sogar ernsthafte Diskussionen über deren „Daseinsberechtigung“ gegeben, nachdem einige unter ihnen überwiegend sehr unregelmäßige, eigenartig „verdrehte“ oder gar völlig ins Bizarre gehende Blüten entwickelt hatten, deren Wert von vielen - wenn auch nicht von allen - in Frage gestellt wird. Die Meinungen über den „Sinn“ solcher Züchtungen gehen weit auseinander - so wie man die Geschmäcker der Leute eben nicht „über einen einzigen Kamm scheren“ kann. Diese extremen Geschöpfe blieben oft namenlos und wurden in ihrer Heimat jenseits des Atlantik eigentlich nie so recht populär, aber sie mögen als „Kuriositäten“ und nur mit Cockes ehemaligen Sämlingsbezeichnungen versehen (siehe Fußnote) eventuell noch hier und da in einigen Sammlungen vertreten sein. Ab und zu und wie zum Trotz verblüffen sie dann urplötzlich und völlig unvermutet mit einem so erstaunlich schönen Flor, dass alle Diskussionen über sie bis zum nächsten Frühling verstummen, wenn sie wieder in ihre alten „Unarten“ verfallen. Gerade dies soll ihnen aber einem unbestätigten Gerücht zufolge in einem bestimmten ostasiatischen Land zu größerer Beliebtheit verholfen haben. Was
jedoch die überwiegende Mehrheit der Nachkommen aus dieser Grex betrifft, so haben wir es hier mit einem bunten Bild verschiedenartiger Formen zu tun, die sich sowohl in der Größe, Farbe und vor allem in der Struktur der Blüten wie auch vom Habitus und Wuchsverhalten her mehr oder weniger deutlich voneinander unterscheiden, wobei ihre Abstammung von den beiden Elternpflanzen fast immer irgendwie erkennbar bleibt oder zumindest erahnt werden kann. So kommen bei den Blüten - mit Ausnahme von weiß oder gelb - alle möglichen Farben oder Farbübergänge zwischen dem Rubinrot und Karmin der ´Ruby Snowflake´ einerseits und dem bläulichen Rosa der ´Tassel´ andererseits vor. Manche haben den schönen Geruch vom Pollengeber geerbt (z.B. 'American Sweethart' oder 'Pink Plumes'), wohingegen andere wie die „Mutter“ völlig duftlos sind. Während sich der Flor bei einigen wenigen Nachkommen äußerlich kaum von dem „normaler“ Phyllos unterscheidet (z.B. bei ´Candy Apple´, ´Mae´s Delight´oder ´Beautiful Day´), bringt die überwiegende Mehrzahl von ihnen Blüten hervor, bei denen sich die Anzahl der Perianthblätter in allen möglichen Zwischenstufen entweder nur leicht (z.B. bei ´Miss America´, ´Grape Jelly´ und ´Magnificent One´) oder deutlich (u.a. bei ´Ostrich Feather´, ´Fifty Grand´, ´Royal Heir´ und ´Gypsy Lullaby´ bis stark (z.B. bei ´Bob Grimshaw´, ´Petal Pusher´, ´Satin Jewel´, ´American Sweetheart´, ´Velma F.´, ´Epi Society´, Slightly Sassy´), manchmal sogar extrem erhöht hat (´Pink Plumes´, ´Curtain Call´, 'Ruby Pinwheel'), so dass, wie in einem anderen Zusammenhang schon erwähnt, wie gefüllt wirkende oder sogar „echte“ gefüllte Blumen von beispielloser Schönheit entstehen können. Zu meinen persönlichen Favoriten zählen dabei die sehr zu empfehlenden Sorten ´Petal Pusher´, `Velma F.´ und ´Epi Society´ mit auffällig regelmäßigem, fast symmetrischem Blütenaufbau in differenzierten Rotvarianten, ´American Sweetheart´(Abb. 7) mit duftendem Flor in verschiedenen rosa, lachs- bis orangefarbenen Pastelltönen und ganz besonders die ebenfalls wohlriechende ´Pink Plumes´, deren großen, zwischen 20 und 25 cm breit werdenden rosa Blumen aus einem Meer von bis zu 90 sehr schmalen Kronblättern zu bestehen scheinen und einfach wunderschön anzuschauen sind.
Abb. 5 'Imperial Majesty'
Abb. 6 'Imperial Majesty'
Während sich die zuletzt genannten Zuchtformen bei mir durch größere Beständigkeit auszeichneten, sollte man, wie bereits mehrfach erwähnt, stets im Auge behalten, dass bei vielen Pflanzen dieses Hybridenschwarms tendenziell eine gewisse Neigung zur Veränderung des Blühverhaltens besteht, die von der Mutterpflanze ererbt wurde. Darüber hinaus kann diese Erscheinung auch noch von den äußeren Gegebenheiten am jeweiligen Stellplatz der Pflanze nicht unwesentlich beeinflusst werden. Von meinen amerikanischen Freunden hörte ich beispielsweise immer wieder „Loblieder“ auf ´Curtain Call´, deren gefüllten Blüten auf den jährlich stattfindenden “Flower Shows“ der kalifornischen Epiphyllum-Gesellschaften schon für manche „Aufregung“ gesorgt haben. Bei mir verhielt sich diese Hybride aber auch nicht viel anders als die ihr ähnliche ´Ruby Pinwheel´, die der absolute „Star“ unter den „Fünfzigern“ sein könnte, sofern es ihr beliebte, ihre sagenhaften Blüten auch ein bisschen öfter zu bringen, die aus mehr als 110 rubinroten, karmin gerandeten Kronblättern zusammengesetzt sein können. Trotz wiederholter Versuche ist es mir übrigens nie gelungen, die volle Schönheit dieser und ähnlicher Blumen im Bild festzuhalten, denn kein Film dieser Welt ist in der Lage, die Vielzahl der kleinen und kleinsten dunkelroten und karminfarbenen Perianthblätter im Blütenzentrum vollständig und trennscharf wiederzugeben. Leider ergeben sich solche Anlässe viel zu selten, so dass man sich in den anderen Jahren wohl oder übel mit einer nur durchschnittlichen Zurschaustellung des Flors zufrieden geben muss.
´Slightly Sassy´ könnte sich hinsichtlich der Schönheit ihrer mehr ins Orange gehenden Blumen ohne weiteres mit den oben erwähnten Geschwistern messen, aber gerade dieser Kultivar hat die Angewohnheit, kaum einmal auch nur annähernd die gleichen Blüten zu bringen wie im Vorjahr. Ähnliches gilt für ´Star Wars´, ´Haley´s Comets´, ´Imperial Majesty´ (vgl. z.B. Abb.5 / 6), ´Four Winds´ und für noch ein paar andere, bei denen - wohl auch beeinflusst von ihrem jeweiligen „Standort“ - bisweilen sogar missgestaltete, ausgesprochen unschöne Gebilde von Blüten vorkommen können((vgl. 'Star Wars' im Bildteil). Zu ihren Gunsten darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass es auch Hobbyisten gibt, bei denen sich Vorkommnisse wie diese viel seltener ereignen. Jeder, der sich mit Phyllos auskennt, weiß, dass diese Pflanzen generell auf verschiedene Kulturbedingungen, wie sie nun einmal in unseren Sammlungen existieren, von Jahr zu Jahr individuell unterschiedlich reagieren können. Deshalb würde ich jedem Epi-Liebhaber, der sich für „Wressey´s Fiftieth“ interessieren sollte, empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und ein bisschen mit diesen Pflanzen zu experimentieren, um dann herauszufinden, welche von ihnen letztendlich Gefallen finden und welche nicht. Es lohnt sich, denn auf irgendeine Weise interessant sind sie alle. Außerdem gibt es unter ihnen ja auch immer einige, die an Schönheit und Ästhetik der Blumen ihresgleichen suchen, und es wäre jammerschade, sie einfach zu verpassen!
Abb. 7 'American Sweethart'
Fußnote: Die Hybride ´Petal Pusher´ trug beispielsweise vor ihrer Namensgebung und Registrierung bei der ESA Cockes Sämlingsbezeichnung “102 x 50“, d.h. diese Pflanze war ursprünglich der Sämling Nr.102 aus seiner 50er-Aussaat ´Ruby Snowflake´ x ´Tassel´. Auch bei allen seinen anderen Kreuzungen wurde entsprechend verfahren.
Literatur | ||
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Meier, E. (1990): | Miniatur-Phyllokakteen, Kaktusblüte: 10-15 | |
Meier, E. (1994): | Über gelbblühende Phyllokakteen, Kaktusblüte: 17-22 | |
Meier, E. (2008): | Knebels „Gefüllte“ – eine Spurensuche, EPIG Nr. 61 |
Der Artikel 'Wressey´s Fiftieth', wurde 2008 in der 'Kaktusblüte' der Wiesbadener Kakteenfreunde veröffentlicht. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion der Kaktusblüte.